Ein packender Bericht unseres 1. Vorsitzenden Sebastian über seine Teilnahme am Datev Challenge Roth.

Es ist jetzt ein paar Tage her und ich bin immer noch emotional total geflasht, abgesehen von der körperlichen Erschöpfung. Seit Oktober 2022 bereite ich mich nun auf einen Wettkampf vor – den Ironman Switzerland. Während meines Trainings merke ich schnell, dass das Feuer Langdistanz nicht mehr so heiß brennt wie es sollte, immer mehr festigt sich der Gedanke, dass ich nach diesem Wettkampf aufhöre, zumindest auf den langen Strecken. Doch hatte ich nicht noch einen Plan, wollte ich nicht meinen Abschluss dort machen, wo alles begonnen hat – in Roth, der Traumfabrik für Triathleten?

Aber wie komme ich an einen Startplatz? Der Datev Challenge Roth ist schon seit dem Anmeldestart ausgebucht. Zuerst mal den Rennleiter anschreiben und ihm meine Situation schildern. Leider bekam ich eine (sehr sympathische) Absage, aber doch eine kleine Hoffnung über die Warteliste, also erstmal weiter trainieren und hoffen.

Drei Wochen vor dem Start in Roth dann die Mail – Sebastian, du bist dabei! Ich konnte es nicht glauben, war sprachlos und einfach nur glücklich. Jetzt gab es vieles zu organisieren, zuerst mal die Übernachtung. Wir brauchten zwei Hotelzimmer, da meine Familie mich begleiten wollte. Auch hier hatte ich mal wieder Glück, durch mein, mittlerweile gutes, Netzwerk in der Triathlonszene konnte ich noch zwei Zimmer bekommen.

Freitag vor dem Rennen habe ich mich dann auf den Weg in Richtung Süden gemacht. Nach knapp acht Stunden Autofahrt kam ich in Roth an und habe erstmal alle Formalitäten erledigt. Schon hier gab es an allen Stellen ein Lächeln von den Helfern und Offiziellen. Startunterlagen holen, einmal über die Messe spazieren und dann ins Hotel. Am nächsten Morgen dann noch zwei kurze Einheiten zur Aktivierung, erst ein kurzer Lauf, gefolgt von einer kurzen Radfahrt.

Zurück im Hotel habe ich alles für den Bike Check in vorbereitet, leider musste ich dabei feststellen, dass mein Hinterrad einen Riss in der Lauffläche hatte, schnell den Mantel noch wechseln und das Rad wieder einbauen, doch nun schleift die Scheibenbremse. Kein Mechanikertrick konnte hier Abhilfe schaffen und mein Mechaniker war nicht zu erreichen. Mein Stresslevel stieg auf 250%. Gott sein Dank gab es auf der Messe einen Bike Service. Schnell noch hin und mir helfen lassen. Leider konnte mir da nicht auf die Schnelle geholfen werden, ich musste das Rad dort lassen. Also erstmal zur Wettkampfbesprechung, immer mit dem Hintergedanken, dass mein Rad vielleicht nicht wieder in Ordnung kommt. Doch, und dafür bin ich noch immer dankbar, konnte mein Fahrrad repariert werden, jetzt zum Check in und danach noch meine Familie einsammeln.

Der Rennmorgen beginnt um kurz nach drei Uhr. Aufstehen, duschen und frühstücken. Die Anspannung beim Frühstück war deutlich zu spüren, alle Athleten waren in sich gekehrt. Dann auf zum Start. Hier in der Wechselzone herrscht eine besondere Stimmung, leise getragene Musik, jeder ist mit seinem Fahrrad beschäftigt, kümmert sich um seine individuelle Rennvorbereitung, hier noch eine Umarmung, ein leises „Viel Glück“, aber auch eine große Hilfsbereitschaft. Dann irgendwann der Aufruf meiner Startgruppe, also ins Wasser und zur Startlinie geschwommen. Hier noch kurz auf den Startschuss warten und dann geht es los, meine letzte Langdistanz, mein letzter Datev Challenge Roth.

Das Schwimmen war brutal, viel Treten und Hauen, trotzdem bin ich total zufrieden, als ich nach 3,8 km aus dem Main-Donau-Kanal steige, zumal auch die Zeit stimmt. Jetzt schnell aufs Rad und ab durchs Altmühltal. Ich bin schnell in den richtigen Tritt gekommen und das Radfahren lief sehr gut.

Ein absoluter Hotspot in Roth ist der Solarer Berg, ein Teilstück der Radstrecke, auf dem die Zuschauer ein Spalier bilden, durch das nur ein Rad passt, diese Atmosphäre ist mit nichts zu vergleichen. Obwohl der Anstieg in der Spitze 9% Steigung hat, verwandeln die Zuschauer diesen in eine Ebene, so getragen wird man von der Stimmung. Ich bin so gerührt von dem Jubel, dass ich kaum was sehe, da ich Tränen in den Augen habe.

Nach 05:40 erreiche ich die zweite Wechselzone und mache mich für den Lauf bereit. Da es mittlerweile sehr warm geworden ist, entschließe ich mich dazu mich komplett umzuziehen, so luftig wie möglich. Auch hier wieder: So viele freundliche und nette Helfer, die dir jeden Wunsch von den Augen ablesen. Wie schon gewohnt, starte ich viel zu schnell in den Lauf, kann aber bald meine angepeilte Geschwindigkeit finden und komme gut in den Tritt. Die Hitze setzt mir nicht sehr stark zu und ich halte meine Pace, bin auf dem Kurs für eine Zeit deutlich unter elf Stunden - bis Kilometer 28!

Dann plötzlich geht gar nichts mehr, ich fühle mich nicht mehr in der Lage zu laufen, nur noch gehen ist möglich, zuerst nur an den Verpflegungsstationen, dann auch dazwischen, meine Beine, mein Magen, nichts will mehr. Um mich herum sind viele, wirklich viele, die das gleiche Schicksal teilen. Nach einer gefühlten Ewigkeit, dann die ersten Laufschritte – es geht, ich kann wieder laufen, aber es tut einfach nur weh, aber ich laufe.

Endlich zurück in Roth höre ich schon den Trubel von 12.000 Menschen im Stadion, welches extra dort aufgebaut wurde. Nur noch wenige hundert Meter und ich bin - nach 226 Kilometern aus eigener Muskelkraft – im Ziel.

Ein unglaubliches Gefühl!

Ich bekomme meine Medaille um den Hals. Das war das nächste Highlight – Chrissie Wellington, mehrfache Ironman Weltmeisterin und bis zu dem Tag auch noch Inhaberin der Weltbestzeit, lächelt mich an, legt mir die Medaille um und nimmt mich in den Arm.

Der Datev Challenge Roth ist einfach unbeschreiblich. Ein ganzer Landkreis, der diese Veranstaltung lebt. Schon morgens am Schwimmstart um 06:30 Uhr stehen 10.000 Menschen.

Jeder, den man trifft, ist freundlich und hat ein nettes Wort – jeder Helfer, jeder Anwohner, jeder Offizielle und auch jeder Polizist.

 

Sebastian David